„Die Mühe hat sich gelohnt“
Seligenstadt – Während das Mehrgenerationen-Projekt „Wohnikum“ wieder einmal in die Schlagzeilen rückt, weil ein Streit über die Rechtmäßigkeit eines Stadtverordnetenbeschlusses zum Bau des zweiten Wohnkomplexes entbrannt ist, überwiegen bei den Bewohnern der ersten Anlage Stolz und Zufriedenheit. „Was lange währt, ist nun endlich gut geworden“, so Margarete Wilz-Woyk und Doris Globig, die Vorsitzenden des Vereins Wohnikum. Seit Juni 2020 ziehen Menschen aller Generationen in die 31 Wohnungen der Liegenschaft Am Schwimmbad 11 a+b. „Die Mühe hat sich gelohnt, das bestätigen auch neue Nachbarn, die inzwischen Wohnikum-Mitglieder geworden sind.“

Wohnikum-Treff im Freien mit Maske und Abstand: „Freuen uns, wenn der zweite Abschnitt realisiert wird.“ Foto: hampe
Seit 2005 gibt es den Verein, der sich generationenübergreifendes gemeinschaftliches Wohnen als Ziel auf die Fahnen schreibt. „Gemeinschaftssinn und Verantwortungsbewusstsein für einander, Hilfe, aktive Nachbarschaft und Respekt gegenseitig vor der Privatsphäre gehören ebenso zum Selbstverständnis“, sagen die Vorsitzenden. Lob zollen beide vor allem der Firma HZ Bau. „Der richtige Partner als Bauträger, der sich auf das Neuland eines gemeinschaftlichen Wohnprojektes in Seligenstadt eingelassen und unseren Bedarf entsprechend realisiert hat. Von der Konzeptgestaltung über die Planung bis zur Fertigstellung des ersten Bauabschnittes blicken wir auf eine zugewandte, konstruktive und unbürokratische Zusammenarbeit zurück.“
Ein Gemeinschaftsraum für alle Bewohner und Wohnikum-Mitglieder sei der Mittelpunkt des sozialen Austauschs. Der Verein Wohnikum habe die Verantwortung für diesen Raum sowie den Werkstattraum übernommen und von der Eigentümergemeinschaft angemietet. Mehrere Arbeitsgruppen wurden gebildet, die sich um den Gemeinschaftsraum, Freizeitgestaltung und Veranstaltungen sowie um die Werkstatt im Keller kümmern. Dort können Werkzeuge deponiert und ausgeliehen oder auch handwerkliche Arbeiten ausgeführt werden.
Eine schriftliche Umfrage unter den Bewohnern habe ergeben, dass Interesse an Veranstaltungen wie Gesellschaftsspielen, Vorträgen, Diskussionen, Kaffeenachmittagen oder Fernsehen besteht; auch die Anmietung des Gemeinschaftsraumes für private Feiern sei möglich. Allein die Corona-Pandemie verhindere die Nutzung.
Ein erstes Kennenlernen im Freien zwischen den Häusern fand Ende August 2020 statt - unter Einhaltung der vorgegebenen Abstands- und Hygienevorschriften. Der sogenannte Vergnügungsausschuss hatte - nach altem Brauch - für alle Brot und Salz als Willkommensgruß vorbereitet. Anfang Dezember kam der Nikolaus vorbei, brachte kleine Geschenke für alle. Darüber hinaus haben sich viele Freundschaften entwickelt, sagen Wilz-Woyk und Globig. Die Menschen seien einander näher gekommen. In allernächster Zeit soll ein Spielplatz auf dem Gelände des ersten Bauabschnittes errichtet werden, sodass im Frühjahr die Kinder einen Ort zum Spielen im Freien haben.
Natürlich verfolgt der Verein Wohnikum die aktuelle Diskussion, in der es, wie mehrfach berichtet, unter anderem um die Dauerkritik der CDU am Gesamtvorhaben geht - die Union befürchtet Lärmklagen gegen Freibad und Sportfreunde und fordert eine millionenschwere Infrastrukturabgabe -, aber auch um die Frage, ob die Stadt juristisch gegen die Genehmigungsfiktion des Kreises für den zweiten Bauabschnitt vorgehen soll. Vorstand und einige Mitglieder äußeren sich diplomatisch: „Aufgrund der angespannten Immobiliensituation und der Suche nach neuem Wohnraum freuen wir uns, wenn der zweite Bauabschnitt des gemeinschaftlichen Wohnens realisiert wird.“
Die Verzögerung schon des ersten Bauabschnitts bringen sie „mit einer deutlichen Preissteigerung“ auf dem Wohnungsmarkt zusammen. Aufgrund der aktuellen Rechtsstreitigkeiten sei erneut mit Zeitverzug und somit zwangsläufig einer Verteuerung des Wohnraums zu rechnen, obwohl die Baugenehmigung bereits vorliegt.“
Zu diesem Artikel auch Kasten „Warteliste für das Projekt ,Gemeinschaftliches Wohnen´ und Angemerkt „Die Würfel sind nun gefallen“.
Quellenangabe: Offenbach-Post Ostkreis vom 01.02.2021, Seite 21